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Pfarrerschicksal
im Dreißigjährigen Krieg
von
Hartmut Hegeler
Reinhard
Wolf. Pfarrerschicksal im Dreißigjährigen Krieg: Leben und Wirken von Reinhard
Wolf, Pfarrer und Hofprediger in der Kurpfalz und in Zerbst ... Anton
Praetorius, Kämpfer gegen Hexenprozesse Taschenbuch – 2. März 2009
von Hartmut Hegeler
· Taschenbuch: 74 Seiten
· Verlag: Traugott Bautz (2. März 2009)
· Sprache: Deutsch
· ISBN-10: 3883094811
· ISBN-13: 978-3883094816
Auch wer nicht aus Oberhessen stammt oder an der Hessischen Bergsstraße wohnt
wie der Rezensent sollte sich von dem Lebensweg des Reinhard Wolf, alias
Reinhardus Guolfius Lichensis angesprochen fühlen. Zwar schlummert noch
etliches im Verborgenen der Geschichte, aber Hartmut Hegeler, der
kreiskirchliche Schulpfarrer in Unna, hat ein farbiges Mosaikbild des kurz vor
dem Beginn des 17. Jahrhunderts in Lich/ Oberhessen geborenen reformierten
Theologen geschrieben.
Hegelers Interesse in der Historie zu graben, wurde durch seine Schülerinnen am
Berufskolleg entzündet, die etwas über Hexenprozesse wissen wollten. Dabei
stieß der rührige, westfälische Pfarrer vor mehr als zehn Jahren auf Anton
Praetorius, der um 1600 in Laudenbach/Baden lebte und als einer der ersten
Theologen sich in seinem Buch "Gründlicher Bericht von Zauberei und
Zauberern" (1598) gegen Hexenprozesse öffentlich ausgesprochen hatte.
Wolf war 1613 in der benachbarten Stadt Hemsbach/Baden junger Kollege, der nach
seinem Studium über Marburg, Heidelberg und Sinsheim an die badische Bergstraße
gekommen war. Er hielt als eine seiner ersten Amtshandlungen am 8. Dezember die
Leichenpredigt für den verstorbenen Praetorius. Diese ist erhalten und bildet
das Rückrat für Hegelers detaillierte Untersuchung.
Auch wenn etliche Vermutungen und Fragezeichen am Lebensweg von Wolf stehen, lässt
seine publizistische Tätigkeit als Übersetzer und Herausgeber der Schriften
seines Schwiegervaters, des einflussreichen, calvinstischen Theologen Abraham
Scultetus (1566 - 1615) aufhorchen. Scultetus lehrte am Neckar seit 1618 Altes
Testament in der reformierten Heidelberger Universität und gehörte zu den
engen Beratern des pfälzischen Kurfürsten Friedrichs V., des so genannten
"Winterkönigs".
Der Machtwechsel Mitte des Dreißigjährigen Krieges so auch in der angrenzenden
hessischen Bergsstraße, lässt Wolf um 1625 von der Bildfläche
"verschwinden". Hegeler nimmt nun an, dass der Licher Pfarrer
identisch ist mit dem Pfarrer Reinhard Wolf, der von 1625 - 1637 Pfarrer und
Hofprediger an St. Bartholomäi in dem reformierten Fürstentum Anhalt-Zerbst
war. Auch aus dieser Zeit sind gedruckte Beerdigungsansprachen erhalten, die
hier erstmals veröffentlicht werden.
Das in Din-A-4 aufgelegte Buch Hegelers ist reich bebildert mit historischen
Dokumenten, den Ablichtungen von bibliophilen Originalen und zeitgenössischen
Fotos, die die fünf Exkurse über die Kirchengemeinden Sinsheim, Hemsbach und
Zerbst, sowie Anton Praetorius und Abraham Scultetus veranschaulichen.
Dass Hegeler nebenberuflich ein Schaffer ist, verdeutlichen nicht nur seine
reichhaltige Biografie, sondern auch manchen Flüchtigkeitsfehler etwa in der
Seitenzählung, oder die Zahlen für das geschätzte Geburtsjahr von Wolf
"1690-1694" statt 1590-1594. Schwerwiegender ist die unpräzise Einschätzung,
dass Kurfürst Friedrich V, der "wegen seiner kurzen Herrschaft (1610-1623)
als ‚Winterkönig' in die Geschichte einging". Der "Winterkönig"
erhielt seinen Spottnamen in Wirklichkeit durch seine nur wenige Monate
dauernden Regentschaft als König von Böhmen als Haupt der protestantischen
Union. Die verlustreiche Schlacht am ‚Weißen Berg' bei Prag setzte dem ein
Ende und der Kurfürst floh in die calvinistische Niederlande.
Alles in allem ist der Einblick in ein "Pfarrerschicksal im Dreißigjährigen
Krieg" lohnend. Es zeigt, wie ein Seelsorger auf die Erfordernisse seiner
Zeit reagierte und wie die Schrecken eines Generations übergreifenden Krieges,
die Konfessionskämpfe und die Pest das Leben vieler Menschen entscheidend
beeinflusste. Man möchte Hegelers biografischen Forschungen über die
beginnende Neuzeit, etwa in den Personen Anton Praetorius und Reinhard Wolf eine
weite Verbreitung wünschen.
Dirk Römer - Pfarrer i. R. -
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