AKH

Arbeitskreis Hexenprozesse / Friedrich Spee

 

Rüthen 2011

Schülerbrief an den Bürgermeister:

 

 

Stadtvertretung Rüthen, Sitzung am 31. März 2011

Ansprache des Bürgermeisters der Stadt Rüthen, Peter Weiken

1. Erläuterung zur Beschlussvorlage und Abstimmung durch Bürgermeister Weiken

„Die Hexenverfolgungen und –prozesse zählen zu den historischen Vorgängen und Ereignissen, die bereits viele Jahrhunderte zurückliegen, zumeist nur den Geschichtsforscher interessieren oder nur einen von vielen Bestandteilen im Lehrstoff des schulischen Geschichtsunterrichts ausmachen.

Sie bekommen aber zweifellos dann eine besondere, weil um so konkretere und auch aktuell berührende Bedeutung, wenn man sie als ein historisches Kapitel der Regional- und Ortsgeschichte kennen lernt und dadurch als eine Phase der eigenen, persönlichen Geschichtlichkeit ansieht und begreift.

Aus dem damit verbundenen Erkenntnis- und Identifizierungsprozess und dem daraus resultierenden persönlichen historischen Selbstverständnis heraus ist daher auch die Entstehung der beiden Anträge zu werten, die eine öffentliche Rehabilitierung der im Bereich der heutigen Stadt Rüthen im Rahmen der hier durchgeführten Hexenprozesse unschuldig verurteilten und hingerichteten Personen beabsichtigen.

Zwischen 1573 und 1660 wurden im Bereich der Stadt Rüthen und ihrer Ortschaften nach letztem Wissensstand 169 Frauen, Männer und auch Kinder, die man durch Androhung und zumeist auch durch den Vollzug der Folter zu entsprechenden Geständnissen gezwungen hat, Opfer dieser Gerichtsverfahren.

Bis zum heutigen Tage gelten die Betroffenen offiziell als schuldig im Sinne der damaligen Anklage u. Verurteilung, mit der sie auch aus der Gesellschaft ausgestoßen wurden.

Das von ihnen erfahrene Leid und Unrecht ist nicht wieder gutzumachen.

Denjenigen, die sich mit Ursachen, Abläufen und Hintergründen ihres tragischen Lebensschicksals beschäftigen, muss es aber zugleich auch eine ethische und moralische Verpflichtung sein, sich zur Unschuld dieser Opfer zu bekennen, indem das geschehene Unrecht öffentlich anerkannt und auf solche Weise diesen Menschen posthum ihre Würde und individuelle Ehre im Sinne der Menschenrechte zurück gegeben wird.

Es ist zweifellos gerade auch in unserer Gegenwart und Gesellschaft sinnvoll und wichtig, eine solche öffentliche Erklärung abzugeben, da auch noch heute bei uns Ressentiments und Vorurteile, Gerüchte und Verdächtigungen gegen Menschen oft zu ihrer gesellschaftlichen Ächtung und Ausgrenzung führen.

Die öffentliche und hemmungslose Diskriminierung und Diffamierung von Individuen und Menschengruppen haben auch bei uns noch in jüngster Zeit in verschiedenen Erscheinungsformen zu offenen oder heimtückischen Gewaltanwendungen  gegen  Menschen geführt und unschuldige Todesopfer gefordert.

Insofern stellt die öffentliche Rehabilitierung der durch die Hexenprozesse im Raum Rüthen zu Tode gekommenen Personen auch und gerade für die Gegenwart eine klare und deutliche Willensbekundung gegen jegliche Missachtung der Menschenwürde und Menschenrechte in unserer Zeit und in unserem eigenen Lebensumfeld dar.

Um solches Unrecht gegen Menschen grundsätzlich und glaubwürdig bekämpfen zu wollen und zukünftig verhindern zu können, bedarf es zunächst aber immer der intensiven, selbstkritischen und verantwortungsbewussten Auseinandersetzung mit dem bereits geschehenen Unrecht, also auch seiner Aufdeckung und Benennung in der eigenen Geschichte und Umgebung.“

 

2. Verlesung der Beschlussvorkage durch Bürgermeister:

„Diese Rehabilitierungserklärung lautet:

Die Stadtvertretung beschließt die sozialethische Rehabilitierung der im Rahmen der sogen. Hexenprozesse im Bereich der Stadt Rüthen und seinen Ortschaften unschuldig verurteilten und hingerichteten Personen.“

Abstimmung: Einstimmig folgten die Vertreter von CDU, SPD, BG, FDP und Grüne dem Antrag der Klasse 8a des Friedrich-Spee-Gymnasiums in Rüthen mit ihrer Lehrerin Marion Wollschläger und der Heimatfreunde Harald Gollan, Ernst Müller und Karl-Friedrich Hillesheim, die zeitgleich einen ähnlichen Antrag schriftlich eingereicht hatten.

 

3. Aufforderung durch Bürgermeister zu einer Gedenkminute:

„Ich bitte alle Anwesenden, sich im Sinne dieser Erklärung zum Gedenken an die Opfer zu erheben.“

während der Ratssitzung in Rüthen

während der Ratssitzung in Rüthen

 

Liste der Opfer (Download) 

 

Stadt Rüthen  Rehabilitierung der Hexen  

Links zum Nachlesen über Berichterstattung der Presse 2.4.2011


http://www.derpatriot.de/Gutmachung-nach-400-Jahren-eff398b0-89b0-4614-b952-f6259edbb93f-ds

http://nachrichten.rp-online.de/panorama/stadt-will-169-hexen-und-zauberer-rehabilitieren-1.581690

http://www.westfalen-heute.de/mitteilung.php?24606

http://hexermaran.blogspot.com/2011/03/erste-nrw-stadt-entschuldigt-sich-fur.html

http://hexermaran.blogspot.com/

http://mobil.derwesten.de/dw/wr/westfalen/Ruethen-rehabilitiert-Opfer-der-Hexenverbrennung-id4486439.html?service=mobile

http://www.derwesten.de/staedte/maerkischer-kreis/Massenmord-im-Namen-Gottes-id4483493.html

http://www.luebeck-teatime.de/?show=&rubrik=17&seite=5

http://www.domradio.de/aktuell/72506/vom-scheiterhaufen-der-geschichte.html

http://gloria.tv/?media=141279

http://www.xn--rthen-kva.net/

http://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/hexen/bei-opfern-der-hexenprozesse-17186694.bild.html